Schutz vor Cyberangriffen Cyberversicherungen: Braucht euer Unternehmen sie wirklich?

In unserer zunehmend vernetzten Welt, in der Unternehmen mehr denn je auf digitale Technologien angewiesen sind, ist die Gefahr von Cyberangriffen so groß wie nie. Die finanziellen, operativen und reputativen Auswirkungen eines solchen Angriffs können dabei verheerend sein. Eine Cyberversicherung kann dazu beitragen, die finanziellen Risiken zu mindern, die mit Cyberangriffen und Datenverletzungen verbunden sind. In diesem Blogbeitrag werden wir uns intensiv mit dem Thema Cyberversicherungen und ihrer Relevanz beschäftigen.

Was ist eine Cyberversicherung?

Eine Cyberversicherung ist eine spezielle Art von Versicherungsschutz, die Unternehmen vor den finanziellen Risiken und Verlusten schützen kann, die durch Risiken aus der Nutzung der Informationstechnologie entstehen können. Sie decken verschiedene mögliche Risiken ab, einschließlich Datenverlust, Betriebsunterbrechung, Bedienfehler und Reputationsschaden.

Cyberversicherungen können auch für die Kosten aufkommen, die durch die Wiederherstellung von Daten, forensische Analysen und für rechtliche Schritte nach einem Angriff anfallen. Darüber hinaus können sie auch Schutz bieten, wenn ein Unternehmen für einen Datenschutzverstoß haftbar gemacht wird. Es ist wichtig zu beachten, dass der Umfang des Versicherungsschutzes je nach Versicherungsanbieter und spezifischen Versicherungspolicen variieren kann.

Als letzter Schritt einer umfassenden Cyberstrategie können Cyberversicherungen verwendet werden. © Adobe Stock, Randy
Cyberversicherungen können als letzter Schritt einer umfassenden Cyberstrategie dienen. © Adobe Stock, Randy

Wie wichtig sind diese Versicherungen für Unternehmen aktuell?

Um diese und andere Frage zu beantworten, haben wir Alexandra Köttgen diese und einige andere Fragen gestellt. Frau Köttgen ist eine erfahrene Juristin und bekleidet die Position der Key Account Managerin im Bereich Beratung zu Cyber-Risiken bei Funk. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Cyber- und Vertrauensschaden-Versicherung sowie auf ergänzenden Dienstleistungen im Bereich Cybersecurity.:

„Angesichts der Bedrohungslage ergibt eine Cyberversicherung dem Grunde nach für Unternehmen aller Größenordnungen Sinn. Cyberversicherungen können aber grundsätzlich nur der letzte Schritt im Rahmen einer umfassenden Cyberstrategie sein. Die Voraussetzungen für den Abschluss einer Cyberversicherung sind durch die Schadenserfahrungen der Versicherer der letzten Jahre hoch.“

Sie führt aus: „Aufgrund vielfältiger Schadenfälle kennen Versicherer Einfallstore der Angreifer und wirkungsvolle Maßnahmen, um auf Krisensituationen zu reagieren. Insofern profitieren auch nicht versicherbare Unternehmen von durchgeführten Risikoprüfungen. Der Versicherungsschutz selber umfasst neben dem Ersatz möglicher Ertragsausfallschäden und der Abwehr etwaiger Haftpflichtansprüche sowie unter engen Voraussetzungen dem Ersatz von Lösegeldern insbesondere auch vielfältige Kostenpositionen und den direkten Zugriff auf Dienstleister im Schadenfall. Kritische Sicherheitslücken führen bei ausbleibendem oder zeitverzögertem Einspielen von Patches zunehmend zu Schadenwellen und damit Kumulrisiken für den Versicherungsmarkt.

Gerade für KMUs kann hier der schnelle Zugriff auf Dienstleister über abgeschlossene Policen wertvoll sein, da es teils schlicht an Verfügbarkeiten erforderlicher IT-Dienstleister bei großen Schadenwellen fehlt. Wichtig ist dabei, dass die Cyberversicherung sich bei hohen Prämien und Selbstbehalten eher zu einer Bilanzschutzdeckung entwickelt. Kleinstschäden sollen dem Grunde nach nicht über derartige Produkte abgesichert werden.“

Eine Haftpflicht kann in einigen Fällen durch eine Cyberversicherung abgedeckt werden. © Adobe Stock, skywalk154
Eine Cyberversicherungen kann auch in manchen Fällen der Haftpflicht greifen. © Adobe Stock, skywalk154

Welche Ansprüche deckt die Cyberversicherung im Bereich Eigenschäden ab?

Eine für Datenschutz und Informationssicherheit ist eine spezielle Art von Cyberversicherung, die Unternehmen vor den finanziellen Folgen eines Datenschutzverstoßes oder einer Verletzung der Informationssicherheit schützt. Sie deckt die Kosten ab, die einem Unternehmen durch rechtliche Ansprüche Dritter entstehen können, die aus solchen Vorfällen resultieren. Dies kann Folgekosten beinhalten, etwa für eine Rechtsberatung, Gerichtskosten, Schadenersatzforderungen und eventuelle Bußgelder.

Zudem kann diese Versicherung auch die Kosten für PR-Maßnahmen zur Schadensbegrenzung und Wiederherstellung des Unternehmensrufs sowie die Ausgaben für Benachrichtigungen und Dienstleistungen für betroffene Kund*innen, wie beispielsweise Überwachungsdienste für Identitätsdiebstahl, abdecken. Diese Art von Versicherung ist besonders wichtig für Unternehmen, die mit sensiblen Kundendaten arbeiten und strengen Datenschutzgesetzen unterliegen.

Was ist die Versicherung gegen Betriebsunterbrechung durch Cyberangriffe?

Die Versicherung gegen Betriebsunterbrechungen durch Cyberangriffe ist eine spezielle Art von Cyberversicherung, die darauf abzielt, Unternehmen vor den finanziellen Auswirkungen zu schützen, die durch eine Unterbrechung oder einen Ausfall der Geschäftsabläufe aufgrund eines Cyberangriffs auftreten können.

Diese Art von Versicherung deckt in der Regel den Gewinnausfall, der durch die Unterbrechung entsteht, und die Kosten, die anfallen, um den Betrieb wieder aufzunehmen, ab. Darüber hinaus können auch zusätzliche Kosten abgedeckt werden, die durch die Notwendigkeit entstehen, auf Notfallverfahren umzusteigen, Leistungen an Dritte zu erbringen oder zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen, um die Betriebsunterbrechung zu überwinden.

Eine Cyberversicherung kann auch bei Erpressungsversuchen oder Ransomware-Angriffen schützen. © Adobe Stock, Randy
Auch bei Erpressungsversuchen oder Ransomware-Angriffen kann eine Cyberversicherung schützend helfen. © Adobe Stock, Randy

Gibt es eine Erpressungsversicherung gegen Cyberangriffe?

Ja, es gibt tatsächlich eine spezielle Art von Cyberversicherung, die als Erpressungsversicherung für Cyberangriffe bekannt ist. Diese Versicherung bietet einen spezifischen Schutz für Unternehmen, die Opfer von Cybererpressung werden. Cybererpressung tritt häufig in Form von RansomwareAngriffen auf, bei denen Hacker in die Computersysteme eines Unternehmens eindringen, Daten verschlüsseln und dann ein Lösegeld für deren Freigabe verlangen. Laut Frau Köttgen sind die große Mehrzahl der Schadensfälle derzeit Ransomware-Angriffe, bei denen die Cyberversicherung zahlt.

Eine Erpressungsversicherung für Cyberangriffe deckt in der Regel die Kosten ab, die durch solche Angriffe entstehen, einschließlich des Lösegelds selbst (sofern das Bezahlen des Lösegelds als beste Lösung angesehen wird). Dazu zählen auch die Kosten für die forensische Analyse zur Ermittlung des Angriffsweges, sowie für die Wiederherstellung der Daten und System, die den Angriff ermöglicht hat, Auch die Kosten für PR-Maßnahmen zur Wiederherstellung des Unternehmensrufs zählen dazu.

Wir haben Frau Köttgen gefragt, welche Summen in solchen Fällen ausgezahlt werden: „Die Versicherungssummen stehen in starker Abhängigkeit von Umsatz und individueller Risikosituation. […] Dabei reichen die Summen von 100.000 €, was wir allenfalls im Gewerbebereich als ausreichend einstufen, bis hin zu hohen dreistelligen Millionenbeträgen. Für KMUs dürfte die Bandbreite an Versicherungssummen in der Breite zwischen 1 Mio. € und 15 Mio. € liegen.“

Eine Cyberversicherung kostet häufig viel Geld und erfordert viel Arbeit. © Adobe Stock, snowing12
Eine Cyberversicherung kommt oft mit hohen Kosten und starkem Aufwand. © Adobe Stock, snowing12

Welche Nachteile hat eine Cyberversicherung?

Cyberversicherungen bringen auch einige potenzielle Nachteile, die Unternehmen vor einem Abschluss berücksichtigen sollten:

  1. Der Abschluss einer Cyberversicherung kann sehr kostspielig sein, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen mit begrenztem Budget.
  2. Nicht alle Cyberversicherungen bieten einen umfassenden Schutz. Es gibt oft Ausschlüsse in den Policen, die bestimmte Arten von Angriffen oder Vorfällen nicht abdecken. Daher ist es wichtig, die Bedingungen der Police sorgfältig zu prüfen.
  3. Einige Versicherer stellen sehr strenge Anforderungen an die Cybersicherheitspraktiken eines Unternehmens, um eine Police abzuschließen oder einen Anspruch geltend zu machen. Dies kann zusätzliche Kosten und Aufwand für das Unternehmen bedeuten.
  4. Es besteht die Gefahr, dass Unternehmen sich zu sehr auf ihre Versicherung verlassen und dadurch ihre eigenen Anstrengungen zur Verbesserung ihrer Cybersicherheit vernachlässigen. Es ist wichtig zu betonen, dass eine Cyberversicherung ein zusätzliches Sicherheitsnetz und kein Ersatz für robuste und proaktive Cybersicherheitsmaßnahmen ist.

Braucht euer Unternehmen also unbedingt eine Cyberversicherung?

In der heutigen digitalen Ära, in der Geschäftsprozesse und -transaktionen zunehmend online abgewickelt werden, kann eine Cyberversicherung für Unternehmen eine gute Hilfe sein. Sie bietet einen finanziellen Schutzschirm gegen die potenziell verheerenden Auswirkungen von Cyberangriffen und Datenverletzungen. Ein einziger erfolgreicher Cyberangriff kann erhebliche finanzielle Verluste verursachen, den Betrieb stören und das Vertrauen der Kunden schädigen. Dennoch ist es überaus wichtig, präventive Cybersicherheitsmaßnahmen im ausreichenden Maße durchzuführen, um für Hacker*innen von Beginn an so unattraktiv wie möglich zu sein.

Bevor eine Versicherung erforderlich wird, schützen präventive Strategien und eine umfassende Cyberstrategie. © Adobe Stock, VideoFlow
Präventionsstrategien und eine umfangreiche Cyberstrategie schützen präventiv, bevor eine Versicherung erforderlich wird. © Adobe Stock, VideoFlow

Präventionsstrategien zur Verbesserung der Cybersicherheit

Präventionsstrategien sind ein zentraler Bestandteil der Cybersicherheit und können Unternehmen dabei helfen, Cyberbedrohungen proaktiv zu erkennen und zu bekämpfen, bevor sie Schaden anrichten. Zu diesen Strategien gehört die Implementierung einer robusten Sicherheitsinfrastruktur, die sowohl physische als auch digitale Aspekte umfasst. Dazu zählen Firewalls, Antivirenprogramme und andere Schutzmaßnahmen, die dazu dienen, unbefugten Zugriff zu verhindern und Schwachstellen zu identifizieren.

Eine weitere wichtige Präventionsstrategie ist die regelmäßige Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen. Viele Cyberangriffe, insbesondere Phishing-Versuche, zielen auf die Mitarbeiter*innen eines Unternehmens ab. Daher ist es entscheidend, dass alle Mitarbeitenden über die Risiken und Best Practices in Bezug auf Cybersicherheit informiert sind. Darauf gehen wir gleich noch einmal ein.

Weiterhin ist es wichtig, die Systeme und Software regelmäßig zu aktualisieren und zu patchen, um sicherzustellen, dass bekannte Sicherheitslücken geschlossen werden. Schließlich sollte ein Unternehmen ständige Überwachungs- und Prüfungsmaßnahmen implementieren, um sicherzustellen, dass die Sicherheitssysteme effektiv funktionieren und um mögliche Angriffe frühzeitig zu erkennen.

Werden diese und andere Präventionsstrategien erfolgreich in eurem Unternehmen durchgeführt, senkt ihr damit die Gefahr auf erfolgreiche Cyberangriffe enorm.

Die präventive Stärkung des Bewusstseins der Mitarbeiter*innen schützt sowohl die Mitarbeiter*innen als auch das Unternehmen. © Adobe Stock, insta_photos
Das Bewusstsein der Mitarbeiter*innen präventiv zu stärken, schützt sowohl die Mitarbeitenden, als auch das Unternehmen. © Adobe Stock, insta_photos

Wie lässt sich das Bewusstsein der Mitarbeitenden für Cybersicherheit stärken?

Die Stärkung des Bewusstseins der Mitarbeiter*innen für Cybersicherheit ist ein wesentlicher Bestandteil der Verteidigungsstrategie jedes Unternehmens gegen Cyberangriffe. Unsere Expertin Frau Köttgen meint: „Neben der Implementierung wirkungsvoller technischer Schutzmaßnahmen zur Abwehr und Erkennung von Cyberangriffen sind insbesondere Sensibilisierungsmaßnahmen für Mitarbeitenden von entscheidender Relevanz.

Zumeist sind menschliche Fehler, beispielsweise das Öffnen eines verseuchten Dokuments oder Links, das erste Einfallstor für Täter. Hier gilt es, Mitarbeiter*innen für entsprechende Gefahren zu sensibilisieren. Daneben ist es u. E. auch extrem wichtig, auf den Worst Case vorbereitet zu sein (Incident Response Readiness) und entsprechende Notfallhandbücher und Krisenpläne vorzuhalten und pflegen sowie Notfallübungen durchzuführen, um im Ernstfall reaktionsfähig zu sein.“

Unternehmen können auch regelmäßige Tests und Simulationen von Cyberangriffen durchführen, um die Mitarbeiter*innen auf reale Bedrohungen vorzubereiten und ihre Reaktionen zu überprüfen. Darüber hinaus kann die Einrichtung eines internen Kommunikationskanals, über den Mitarbeitende verdächtige Aktivitäten melden können, ebenfalls dazu beitragen, das Bewusstsein und die Wachsamkeit gegenüber Cyberbedrohungen zu erhöhen.

Notfallmanagement: Wie man auf einen Cyberangriff reagiert

Das Notfallmanagement bei Cyberangriffen ist ein entscheidender Aspekt der Cybersicherheit und beinhaltet eine Reihe von Schritten, um auf einen Sicherheitsvorfall effektiv zu reagieren.

Frau Köttgen sagt zum Thema Notfallmanagement: „Hier kann man kein allgemeingültiges Vorgehen und Prozedere empfehlen, hier ist stets die individuelle Risikosituation eines Unternehmens zu betrachten. Wie im vorstehenden Punkt geschildert gilt es, auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, hier sind im Vorfeld festgelegte Zuständigkeiten und alternative Erreichbarkeiten nur sehr einfache Beispiele für eine gute Vorbereitung.“

Weitere Schritte, die ihr bei einem Cyberangriff einleiten solltet, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Abgesichert mit Smart Data Center

Wir finden: Eine gute Präventionsstrategie ist und bleibt die sicherste Methode, um euer Unternehmen gegen Cyberangriffe zu schützen. Mit der allumfassenden Datensicherung mit unserem Back-up as a Service oder der Gefährdungsbeurteilung für IT- und Cybersicherheit könnt ihr euer Unternehmen bestmöglich gegen Cyberangriffe absichern. Auch für den Worst Case, einen erfolgten Cyberangriff, haben wir das passende Produkt für euch: Disaster Recovery as a Service. Folgt uns auch auf LinkedIn, um stets auf dem Laufenden zu bleiben. Wir freuen uns auf eure Anfrage.

Beitragsbild: © Adobe Stock, Yingyaipumi

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